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13 (14) Malakowtürme in der Metropole RUHR
Der Doppelmalakowturm in Gelsenkirchen ist luxussaniert und wirkt wie ein Schloss.

 

Von einstmals weit über 100 in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts erbauten Malakowtürmen im Ruhrgebiet sind 14 bzw. 13 noch in unterschiedlich guter Verfassung erhalten geblieben. Ein Malakowturm ist ein nach Verteidigungsanlagen aus ukrainischen Kriegen benannter burgähnlicher Turm, der bei Steinkohlezechen zur Förderung der Kohle aus großen Tiefen diente. Die Ausnahme ist der Malakowturm in Duisburg-Homberg, der wie sein nicht mehr vorhandenes Ruhrorter Gegenstück dazu diente, Züge auf Fährschiffe zu heben, damit sie den Rhein überqueren konnten.

Jeder dieser 14 Malakowtürme im Ruhrgebiet ist auf eine andere Weise eindrucksvoll. Sehens- und empfehlenswert sind diese Zeitzeugnisse in jedem Fall.

 


Links auf Eindrücke meiner Besuche bei den Malakowtürmen:
 
    Zeche Ort
       
1   Brockhauser Tiefbau Bochum
2   Hannover Bochum
3   Julius Philipp Bochum
4   ver. Carolinenglück Bochum
5   Prosper Haniel Bottrop
6   Fürst Hardenberg Dortmund
7   Westhausen Dortmund
8   Rheinpreußen Duisburg
9   Carl Essen
10   Holland Gelsenkirchen
11   Unser Fritz Herne
12   Ewald Herten
13   Alte Haase Sprockhövel
       
14   Hebeturm in Homberg Duisburg

 

Im folgenden kurze Texte mit Bild und Wegbeschreibung:

1. Zeche Brockhauser Tiefbau in Bochum

 

Dieser eine von vier Bochumer Malakowtürmen ist etwas versteckt im Wald unweit der Ruhr im Süden der Stadt. Hier gibt es einen Bergbauwanderweg, wo zahlreiche hier arbeitende Zechen besichtigt werden können z.B. auch eine Bleizeche auf dem Weg „Am Bliestollen“. Der wohl unumstrittene Höhepunkt des Wanderwegs ist dann der Malakowturm der Zeche Brockhauser Tiefbau. Das ist ein eher unscheinbarer Bau. Aus Ruhrsandstein gebaut wirkt er viel zierlicher und kleiner als all die anderen Malakowtürme und man kann sich kaum vorstellen, dass hier mal Steinkohle gefördert wurde. Immerhin ist das ja auch über 100 Jahre her. 1912 wurde die Kohleförderung hier eingestellt. Wie die anderen Bochumer Malakowtürme auch ist dieser Turm sehr gut gepflegt. Nur ein Dach fehlt.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Bochum HBF mit Bus 353 bis „Breukerholz“, dann 15 Minuten Fussweg



2. Zeche Hannover in Bochum

 

Sehr gut geht es dem Malakowturm der Zeche Hannover in Bochum. Es war wohl lange unklar, wie es mit dieser höchst eindrucksvollen Anlage weitergeht, bis sich herauskristallisierte, dass hier eine Filiale eines Landesmuseums entstehen wird.

Das erzählte uns ein ehemaliger Bergmann, der uns und anderen gerade Anwesenden spontan und umsonst eine Führung über das Gelände und in den Turm gab. Der Höhepunkt war dann, als er die im Malakowturm befindliche und noch voll funktionstüchtige Fördermaschine anwarf und als gelernter Bergmann fachmännisch und mit großem Stolz bediente. Im Schatten des eindrucksvollen Malakowturms ist für Kinder eine Miniatur des Turms aus Holz, die Zeche Knirps aufgebaut.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Bochum HBF mit Bus 368 bis „Hannoverstraße“

 


3. Zeche Julius Philipp in Bochum

 

Auch diesem Malakowturm im Süden der Stadt Bochum geht es gut. Er beherbergt ein Museum oder so etwas der medizinischen Fachabteilung der Ruhruniversität Bochum. Genau werde ich da jetzt nicht draus schlau, weil er am so frühen Samstagmorgen noch geschlossen hat. In jedem Fall ist er in einem excellenten Zustand und einer der Türme, um den man sich keine Sorgen machen muss. Weitere Zechengebäude einer Zeche Julius Philipp, die hier mal Steinkohle förderte, finden sich weit und breit nicht. Nebenan ist ein Sportplatz und da sind neugebaute Wohnviertel.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Bochum HBF mit U-Bahnlinie 35 bis „Markstraße“, dann mit dem Bus 346 bis „Glücksburger Straße“

 


4. Zeche ver. Carolinenglück in Bochum

 

Auch der Malakowturm der Zeche ver. Carolinenglück ist wie alle 4 Malakowtürme in Bochum tadellos gepflegt. Und das, wo auf dem ehemaligen Zechengelände ein Autoschrottplatz ist und die bedauernswertesten Unfallautos hier gelagert und verwertet werden. Eigentlich steht der rotgetünchte relativ kleine Malakowturm aber nur im Schatten eines viel höheren grünen Förderturms der Zeche, der offenbar nicht nur aus ästhetischen Gründen erhalten wurde, denn hier wird auch Grubenwasser gepumpt. Gerade wo ich hier bin, verschwindet eine Gruppe Bergmänner im Schacht, um zu arbeiten.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Bochum HBF mit Bus 368 bis „Hordeler Heide“

 


5. Bergwerk Prosper Haniel in Bottrop

 

Im Gegensatz zu all den anderen Türmen steht der Malakowturm der Zeche Prosper Haniel auf dem Gelände einer noch aktiven Zeche. Der Turm selber ist ja auch längst nicht mehr aktiv, aber auf dem Zechengelände ist der sogenannte Förderberg, wo die Förderung aus den nachwievor aktiven Schächten der Zeche Prosper Haniel im Norden der Stadt Bottrop ankommt und weitergeleitet wird an die nebenan arbeitende Kokerei Prosper, einer von nur noch 3 aktiven Kokereien im Ruhrgebiet.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Bottrop HBF mit Bus 264 bis „Steigerstraße“



6. Zeche Fürst Hardenberg in Dortmund

 

Einer von zwei Dortmunder Malakowtürmen befindet sich in Privatbesitz, nämlich der Turm von der Zeche Fürst Hardenberg. Auch wenn der (noch?) nicht bewohnt ist, merkt man doch, dass sich jemand liebevoll um diesen Turm kümmert. Er ist offensichtlich sehr gut restauriert und rings um den Turm und ein weiteres ehemaliges Zechengebäude, vermutlich eine ehemalige Maschinenhalle ist ein Garten mit frischgepflanzten Bäumen und Sträuchern angelegt.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Dortmund HBF mit U-Stadtbahn 41 bis „Zeche Minister Stein“ und dann ca. 30 Minuten Fussweg

 


7. Zeche Westhausen in Dortmund

 

Am „schönsten“ all dieser Malakowtürme ist wohl der Turm der Zeche Westhausen, wobei der Begriff „schön“ natürlich relativ ist und jeder etwas anderes dazu empfindet. Von der vielfältigen, neobarocken Formgebung ist dieser Turm mit seinen 2 erhaltenen Ecktürmen, in denen Treppenhäuser verliefen, jedenfalls für mich am interessantesten und anregendsten. Leider ist dieser Turm wie das gesamte interessante erhalten gebliebene Ensemble der Zeche Westhausen im Norden von Dortmund auch einer der am verfallendsten, obwohl selbst die Route der Industriekultur die Relikte der Zeche Westhausen für eine der bedeutsamsten Zechenanlagen im Ruhrgebiet hält.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
vom U-/S-Bahnhof Dortmund-Westerfilde 5 Minuten Fussweg

 


8. Zeche Rheinpreussen in Duisburg

 

Wunderbar finde ich auch eigentlich den Malakowturm der einst sehr großen Zeche Rheinpreussen mit seinen riesigen Abbaufeldern in Duisburg und in Moers. Das ist doch eine Schande, so ein tolles Gebäude so verfallen zu lassen. Es fehlt nicht mehr viel und man kann das nur noch abreissen. Es freut mich, dass mal auf Berichte von mir auf einer Berliner Webseite reagiert wird. Ein Kommentar steht zu einem Artikel von mir über diesen Malakowturm und dann ruft sogar jemand an von einer Duisburger Firma. Natürlich können die ein Foto benutzen von mir, aber ich höre dann nichts mehr davon. Man hat viel vor mit diesem Malakowturm, es soll z.B. die Bergbausammlung Rheinhausen hier ausgestellt werden, aber Nichts kommt in die Gänge und vor allem fehlt wohl das Geld. Traurig ist das.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Duisburg HBF mit Bus 926 oder Bus 929 bis Südstraße,
dann 5 Minuten Fussweg

 


9. Zeche Carl in Essen

 

Eher unscheinbar wirkt ja der kleine Malakowturm der Zeche Carl in Essen-Altenessen. Aber das täuscht. Es gibt abgesehen vom Zollverein und anderen Großzechen wohl kaum eine ehemalige Zeche im Ruhrgebiet, die so optimal neugenutzt wird wie die Zeche Carl. Davon ist nichts zu merken an einem frühen Samstagmorgen, klar, aber nachts ist hier in einem der angesagtesten Kulturzentren der Stadt Essen offenbar „der Bär los“. Und ich muss nur auf das Programm der Zeche Carl gucken, um zu sehen, dass die Veranstaltungshallen in den ehemaligen Zechengebäuden hier ständig ausgebucht sind auch von ganz bekannten Künstlern. Der Malakowturm selber ist eigentlich in einem guten Zustand, auch wenn die mit Holzplatten versperrte Eingangstür und der Bauzaun drumherum etwas stört.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Essen HBF oder Essen-Altenessen mit U-Stdtbahn U11 oder U16 bis „Altenessen Mitte“, dann 5 Minuten Fussweg

 


10. Zeche Holland in Gelsenkirchen

 

Ganz eigenartige Eindrücke habe ich bei der „Doppelmalakowanlage“ der Zeche Holland in Gelsenkirchen kurz hinter der Stadtgrenze zu Bochum. Diese Zechenanlage ist luxussaniert und wird bewohnt wie ein Schloss. Wo ich die Zeche besuche, merke ich auch, dass sie gut bewacht wird. Eine junge Joggerin baut sich vor mir auf, versperrt mir den freien Kamerablick auf den Doppelmalakowturm. Ich gehe an ihr vorbei, erst dann joggt sie los und dann treffe ich die nächsten Wächter, eine Frau mit einem Riesenhund, die mich laut und freundlich grüßt. Natürlich grüße ich zurück und merke aber, dass gemeint ist, dass man hier nett sein muss auf deren Privatgrundstück. Aber ein öffentliches Interesse an dieser interessanten Bergbauanlage besteht doch auch.? Die Route der Industriekultur hat doch hier wie an allen interessanten Objekten der Industriekultur eine Infotafel vor den Zechengebäuden, sogar Straßenschilder weisen den Weg zur „Doppelmalakowanlage“.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Bochum HBF oder Gelsenkirchen HBF mit U-Stadtbahn 302 bis „Watermanns Weg“

 


11. Zeche Unser Fritz in Herne

 

Etwas ratlos bin ich bei dem eigentlich auch sehr überzeugenden Malakowturm der Zeche Unser Fritz in Herne, eigentlich in Wanne-Eickel, was aber jetzt ein Ortsteil von Herne ist. Wie die Türme Westhausen und Ewald hat dieser Malakowturm zwei Ecktürme. Wenn es gebrannt hat und das soll in einem Förderturm einer Steinkohlezeche schon gelegentlich vorgekommen sein, dann konnten die Treppen in den Ecktürmen als Fluchtwege benutzt werden. Aber dieser Turm hier wirkt fast schon hoffnungslos verfallen. Als einziges Zechenrelikt steht er auf einem weitläufigen ehemaligen Zechengelände von Schachtanlage 1/4. Hoffnung macht hier nur, wie schön erhalten und restauriert die Schachtanlage 2/3 der Zeche Unser Fritz gegenüber auf der anderen Seite des Rhein-Herne-Kanals ist. Hier sind ein paar alte Zechengebäude super erhalten und da existiert ein offenbar gutlaufendes Kulturzentrum. Dann wird man doch wohl diesen so höchst eindrucksvollen Malakowturm auch wieder hinkriegen?

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Wanne-Eickel HBF mit Bus 328 oder 329 bis „Alleestraße“

 


12. Zeche Ewald in Herten

 

Auch beim Malakowturm der Zeche Ewald sind zwei dieser Ecktürme noch erhalten, wo Treppenhäuser als Fluchtwege drin sind wie bei der Zeche Westhausen in Dortmund. Der Malakowturm ist hier ein Teil eines fast noch gigantisch wirkenden Ensembles aus zwei weiteren Fördertürmen, weiterer eindrucksvoller Gebäude auf dem zum Teil schon durch ein Theater und ein Cafe gut neugenutzten Zechengelände. Die Zeche Ewald ist am Fuss des großartigen Haldengebirges Hoheward/Hoppenbruch gelegen, wo man stundenlang wandern kann und was sich von Herten bis nach Recklinghausen und Marl erstreckt. Von dicht bewaldeten Haldenabschnitten bis zu im Sommer üppig blühenden Wiesen voll mit bunten Blumen bis hin zu kargen Mondlandschaften aus schwarzem Gestein sind hier alle Varianten einer Haldenlandschaft anzutreffen..

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Wanne-Eickel HBF mit Bus SB 27 bis „Bergwerk Ewald 1/2“

 


13. Zeche Alte Haase in Sprockhövel

 

Sehr gut intakt sieht eigentlich auch der Malakowturm der Zeche Alte Haase in Sprockhövel aus. Hierhin in den südlichsten Zipfel des Ruhrgebiets zu kommen, ist erstmal gewöhnungsbedürftig. Man muss über Essen und Hattingen und durch die Elfringhauser Schweiz fahren, idyllische und beschauliche Gegenden, die aber voller jahrhundertealter Bergbautradition sind. Das ist hier in Sprockhövel sogar eine der Wiegen des Bergbaus, so liest man. Die Zeche Alte Haase mit dem so markanten Malakowturm hatten wir mal zufällig bei einer Busfahrt aus dem fahrenden Bus gesehen und waren kolossal beeindruckt.

Ich fahre ein zweites Mal gezielt nach Sprockhövel zur Zeche Alte Haase und stelle fest, dass zahlreiche Gruppen, Vereine und auch Einzelpersonen die alten Zechengebäude nutzen und die alten Anlagen kultivieren. Ok, wenn man um die Zechengebäude herumgeht, ist schon zu sehen, das da noch einiges im Argen liegt.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Hattingen (Ruhr) Mitte mit Bus SB 37 oder Bus 332 bis „Niedersprockhövel Kirche“

 


14. Eisenbahnhebeturm in Duisburg-Homberg

 

Der 14te Malakowturm im Ruhrgebiet ist nicht von einer Steinkohlezeche. Er steht am kleinen Duisburg-Homberger Teil des Duisburger Hafens und wird als Wohnhaus neugenutzt. Soweit ich sehe, ist das Gebäude sehr gut erhalten und kultiviert; wobei es natürlich in Privatbesitz ist und man sich da nicht so herumtreiben und fotografieren kann wie bei einem öffentlichen Gebäude. Früher wurden hier Eisenbahnzüge auf Schiffe gehoben. In Duisburg-Ruhrort war ein nicht mehr existierendes Gegenstück dieses Malakowturms. Mit dem Bau der Rheinbrücken verloren die Türme dann ihre Bedeutung.

Anfahrt mit dem ÖPNV:
von Duisburg HBF mit Straßenbahn 901 bis „Friedrichsplatz, dann mit Bus 911 oder Bus 925 bis „Goetheplatz“