18.5.2014
Union
ist/war in Dortmund nicht nur die ehemalige Brauerei um
das neuentstandene Kreativzentrum Dortmunder U. Ein ganzes
Stadtviertel im Westen der Innenstadt von Dortmund heißt
Union-Viertel und hier lebten die Menschen, die in der Hütte,
den Bergbaubetrieben und natürlich der Brauerei der Unionwerke
arbeiteten. Der lebendige Bezirk ist völlig im Umbruch,
seitdem sowohl die Bergbaubetriebe, die Hütte als auch die
Brauerei stillgelegt wurden. Nur einige metallverarbeitende
Betriebe mit ein paar hundert Mitarbeitern sind aus der
alten Zeit noch übriggeblieben.
Ich
bin schon eine Weile vor dem vereinbarten Zeitpunkt des
Treffs in Dortmund. Da kann ich gemütlich ab dem Hauptbahnhof
am Dortmunder U vorbei in die Rheinische Straße gehen. Hier
beginnt ein vielfältiger, lebendiger Stadtteil, der aber
auch sichtbar eine Menge Probleme hat. Es ist eindeutig
ein multikulti-Bezirk. Hauptsächlich aus Asien kommen die
Migranten, meist aus der Türkei und aus Indien oder Pakistan,
wenn man nach deren Geschäften und den noch gar nicht so
zahlreich auf der Straße herumgehenden Menschen schliessen
kann. Es ist ja auch noch ganz früh am Samstag.
Die
Firma Union im Union-Viertel
Die
Rheinische Straße zieht sich. An mehreren Haltestellen der
U-/Straßenbahn bin ich schon vorbeigekommen. Zum Wahlkampf
hat hier eine rechtsgerichtete Dortmunder Partei massiv
plakatiert, viel mehr als die anderen Parteien. Rechts sind
jetzt große Hallen einer stillgelegten Stahlhütte und dann
ist da das Verwaltungsgebäude der Firma Union, was auch
derzeit nicht genutzt wird und dessen Eingang umzäunt ist.
Auf der Infotafel der Route der Industriekultur lese ich,
dass der Betrieb Union nicht nur die Brauerei war, sondern
auch Hüttenbetriebe und Bergbaubetriebe unterhielt.
Der
Union-Gewerbehof
Bis
in den westlichen Bezirk Dorstfeld bin ich nun gegangen.
Nun gehe ich zurück zur Huckarder Straße, wo der Union-Gewerbehof
ist. Hier haben sich inzwischen etwa 20 Menschen zusammengefunden,
die alle die KreativTour de Ruhr mitmachen wollen. Es ist
eine urige Atmosphäre hier am Fusse einer riesigen 1984
stillgelegten Halle eines Hüttenbetriebes und weiterer ehemaliger
Produktionsstätten. In dem Hof haben sich ein Cafe, kleine
Werkstätten, Ateliers und Büros etabliert. Das Ganze macht
einen alternativen Eindruck und organisiert wird die KreativTour
de Ruhr durch „schöne Orte“ des Ruhrgebiets von Mitgliedern
einer politischen Partei. Von dieser Partei sind einige
hochkarätige Mitglieder anwesend, Landtagsabgeordnete, Ratsmitglieder
aus dem Dortmunder Rathaus und sogar eine Bundestagsabgeordnete.
Es werden nun die Projekte in dem Gewerbehof in kurzen Reden
erklärt, wie die einzelnen Projekte entstanden sind und
es ergeben sich spannende Gespräche über das Leben und Arbeiten
in diesem vielfältigen Bezirk. Danach machen wir einen Rundgang
durch den Hof, besichtigen das kleine Gewächshaus mit integriertem
Aquarium und erfahren, dass geplant ist, ein solches Gewächshaus
auch in der ungleich größeren Fabrikhalle zu errichten.
Es gibt mehrere genossenschaftliche Projekte von zahlreichen
selbstständigen Künstlern, Ingenieuren, Architekten, die
alle ihre Arbeitsräumlichkeiten auf diesem Gewerbehof haben.
Die
„Urbanisten“
Dann
schliesst sich ein kleiner Rundgang durch ein paar Straßen
im Bezirk an. In der Rheinischen Straße ist ein Ladenlokal
der „Urbanisten“, die zahlreiche spannende Projekte in der
Stadtentwicklung durchführen. Nebenan von deren Haus steht
ein buntangemaltes Haus, wo es wohl nicht immer so friedlich
war, wie es jetzt den Eindruck macht. Einstmals war hier
eine Nazihochburg und inzwischen sind diese Leute aber ausgezogen.
Ich erzähle von den Wahlplakaten der Rechten, die ich gesehen
hatte. Das wäre von genau diesen Leuten plakatiert, die
aber inzwischen nicht mehr im Union-Viertel wohnen, erzählt
man mir. In diesem Stadtviertel, wo viele Menschen ALG 2
beziehen, hätten die sich Zulauf erhofft. Aber kaum
jemand im Bezirk will etwas mit Nazis zu tun haben. Wir
besichtigen dann noch einen Spielplatz, wo weitere Projekte
der Urbanisten entstehen.
Die
KreativTour de Ruhr
Eigentlich
wollte ich ja zumindest einen Teil der KreativTour de Ruhr
mitfahren. Die nächste Station, die jetzt gleich mit einem
Bus angefahren wird, ist das Victoriaviertel in Bochum und
dann geht es über Essen, Bottrop noch nach Duisburg-Ruhrort
in ein Lokal in der ganz neu so benannten Horst-Schimanski-Gasse.
Das ganze Programm geht bis abends um 19 Uhr. Aber ich bin
jetzt ja schon so voller Eindrücke und bin genug beschäftigt
damit die reichlichen Eindrücke hier zu verarbeiten,
so dass ich mich von den freundlichen Leuten verabschiede
und für die interessanten Einführungen in eine mir sehr
sympathische Welt bedanke.
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